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Und plötzlich ist man ausgewandert… Oder: Wann ist man eigentlich ein Auswanderer?

Und plötzlich ist man ausgewandert… Oder: Wann ist man eigentlich ein Auswanderer?

Letztes Jahr ungefähr um diese Zeit habe ich mich entschieden, ein Auslandspraktikum machen zu wollen. Überlegt, was ich machen möchte, und wo es hingehen soll, den Aufenthalt geplant und zack ging es im November schon nach Malta. Geplant war, dass ich nach dem Ende meines Praktikums im März wieder nach Deutschland zurückkomme, und mir dann nach dem Ende meines Studiums einen schönen Job suche… Naja, das war soweit der Plan, aber was ich mir zu Plänen überlegt habe, kannst du hier nachlesen… Es kam also wie es kam, und ich hatte mich entschieden, direkt nach meiner letzten Uni-Prüfung wieder zurück nach Malta zu fliegen. Dies ist nun ein paar Monate her, und nun kam die Frage auf, bin ich ein Auswanderer?

 

Bin ich ein Auswanderer?

Neben meiner letzten Prüfung, um meinen Master erfolgreich abzuschließen, habe ich natürlich auch versucht, alle meine Lieben zu sehen. Und eine meiner Freundinnen sagte mir dann etwas, an das ich mich die Tage zurückerinnert habe. Sie sagte, dass sie niemanden kenne, der ausgewandert sei, und wie cool es doch wäre, wenn ich eines Tages richtig auswandern würde.

In dem Moment habe ich mir dabei noch nicht viel gedacht, habe ich mich doch definitiv nicht als Auswanderin gesehen. Ich lebe eben nur für eine unbestimmte Zeit im Ausland, und habe keine Ahnung, ob und wann es für mich wieder zurück nach Deutschland gehen könnte. Aber ausgewandert? Nein, das bin ich definitiv nicht.

Vor ein paar Wochen dann habe ich dann irgendwie angefangen, darüber nachzudenken, was einen Auswanderer ausmacht. Wann bezeichne ich jemanden als Auswanderer, und wann hört man auf einfach eine im Ausland lebende Person zu sein? Auswanderer klingt so negativ für mich. Als ob ich dem Heimatland für immer den Rücken zukehre. So endgültig. Und irgendwie auch negativ behaftet (vielleicht wegen gewisser TV-Shows…). Würde ich überhaupt ein Auswanderer sein wollen? Und diese Gedanken ließen mich auch nicht mehr los.

 

Mit einem Praktikum fängt es immer an…

So wurde ich vor Kurzem auf einer kleinen Grillparty gefragt, was ich hier in Malta mache und wie lange ich schon hier sei. „Naja“, sagte ich, „ich kam für ein Praktikum gerade und habe mich nach dem Ende entschieden, noch ein wenig hier bleiben zu wollen“. „Mit einem Praktikum fängt es immer an“, sagte mein Gesprächspartner und lächelte. Neun Jahre sei er jetzt schon in Malta. Zurück in seine Heimat ziehe es ihn aber überhaupt nicht. Gleicher Abend, gleiche Frage, andere Person. „Ich bin auch für ein Praktikum hergekommen“, sagt das Mädchen. Sie sei inzwischen seit fast zwei Jahren hier.

Hört sich so an, als ob das dauerhafte im Ausland Leben doch schneller geht, als gedacht. Nur mal ein bisschen im Ausland leben, und dann mal schauen. Ich bin mir sicher, keiner würde sich in diesem Anfangsstadium als Auswanderer bezeichnen. Zumindest hört sich dieser Begriff für mich so geplant und vorausschauend an – und das war und ist es ja irgendwie nicht.

 

Wer ist eigentlich ein Auswanderer?

Und so gingen meine Gedanken nach diesem Abend weiter. Und ich entschied mich, mir mal Definitionen anzuschauen.

Das Gabler Wirtschaftslexikons definiert den Begriff Auswanderer wie folgt: „Personen, die bei einer Außenwanderung die Staatsgrenzen mit der Absicht überschreiten, dauernd oder länger als ein Jahr nicht zurückzukehren.“

Puh, ganz schön schwierig. Beim Überschreiten der Grenzen die Absicht haben. Hatte ich nicht. Zumindest nicht beim ersten Mal. Auch beim zweiten Flug nach Malta wusste ich noch nicht, wie lange ich bleiben möchte und werde. Weiß ich allerdings auch immer noch nicht. Mir gefällt es super gut hier, einige Zeit will ich bestimmt noch bleiben.

Die Definition zum Begriff Außenwanderung brachte mich dann aber einen kleinen Schritt weiter. Diese besagt, dass nur Fortzüge, die mit einer Wohnungsaufgabe einhergehen, als Auswanderung gezählt werden. Noch habe ich einen Wohnsitz in Deutschland, und bin somit also offiziell keine Ausgewanderte. Das wäre geklärt.

Und im gleichen Moment habe ich das Gefühl, dass es so aber auch nicht ganz richtig ist…

 

Bist du ausgewandert oder hast lange Zeit im Ausland gelebt? Wie geht es dir, fühlst (oder fühltest) du dich als „Auswanderer“?

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Julia

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